Iron Maiden – 30.Juni 2025

Run for Your Live

Wir freuten uns auf den Besuch von Jörg aus Nürnberg. Er kam zu uns nach Berlin, um dann ein Heavy Metal Konzert in der Waldbühne zu besuchen. Die Frage, ob ich mitkommen würde, konnte ich im Vorfeld nicht klar entscheiden. Ich hatte zwar von Heavy Metal gehört, aber es war nicht so mein Ding. Doch dann kam die Überlegung: Vielleicht doch, warum nicht? Und ich ließ es  erstmals offen. Als Jörg ankam, hatte er doch schon eine Karte für mich und ich beschloss, zum ersten Mal in meinem Leben auf ein Heavy Metal Konzert zu gehen.

Heavy Metal in der Waldbühne!

Ich landete mit Jörg in der „Kampfzone“, der begehrtesten Zone für diese Konzerte, in der fünften Reihe, nicht weit entfernt von den riesigen schwarzen Lautsprecherboxen. Und ich war gespannt, wie das auf mich wirken würde. Die Vorband beeindruckte mich gar nicht. Doch dann ging es richtig los. Iron Maiden eroberte die Bühne unter tosendem Beifall der ausverkauften Waldbühne. Wie wild sprangen die Musiker über die Bühne, fanden ihre Positionen, und es wurde laut:

Iron Maiden, die Eiserne Jungfrau. Der Name, Mythos eines angeblichen mittelalterlichen Folterinstrumentes (Ein sargähnlicher Schrank mit innen angebrachten scharfen Metallspitzen). Der Name sollte Härte, Dunkelheit und historische Mystik transportieren – so sah das Bühnenbild auch aus.

Bühnenbild mit Eddie, dem visuellen Symbol für Iron Maiden^

Die Fans begannen sich im Rhythmus zu bewegen. Neben mir zwei junge Männer mit sehr langen Haaren und beeindruckendem Tempo beim Headbanging,  die immer wieder im Rhythmus ihre Haare und ihren Kopf extrem schüttelten, ohne sich klar zu sein, welchen anatomisch bedingten Gefahren sie sich dadurch aussetzen. An einigen Stellen begannen kleine Gruppen zu pogen. Der gesamte Fanblock sprang immer wieder hoch, streckte energisch einen Arm nach vorne in Richtung Bühne und Band. Und dies zwei Stunden lang, ohne dass irgendjemand erschöpft aufgab. Und ich mittendrin.   

Bewegung macht durstig, und ich war nicht vorbereitet, musste aber irgendwie an etwas Trinkbares kommen. Seitwärts schob ich mich durch die bewegte Menge und gelangte zu der niedrigen Mauer, die den Platz vor der Bühne von den Sitzplätzen abtrennt. Dort kam von Zeit zu Zeit ein Bierverkäufer vorbei. Auf die Erlösung wartend, setzte ich mich auf die kleine Mauer. Dicht vor mir ein mittelalter Fan in voller Headbanging Ekstase. Plötzlich aber drehte er sich zu mir um und guckte verwundert  mich dort sitzen zu sehen und fragte:„ Ist alles in Ordnung?“. Ich sagte ihm: „Ja, ich brauche nur was zu trinken, und in meinem Alter ist es auch ganz gut, zwischendurch mal kurz zu sitzen. Als er mich nach meinem Alter fragte und hörte, dass ich bereits die 80 überschritten habe, schaute er mich erstaunt an, nahm mich in den Arm und sagte: „ Schön, dass du da bist!“ Welch ein Erlebnis!

Was macht Iron Maiden einzigartig

Ich blieb dort in dieser Ecke, denn durch die wogende Menge wäre ich mit dem großen Becher Bier nicht weit gekommen. Blieb dort in dieser Ecke, denn durch die wogende Menge wäre ich mit dem großen Becher Bier nicht weit gekommen. Ich fand mich immer mehr in diese Art Musik hinein. Es war ein außergewöhnliches Erlebnis durch die besondere instrumentale Zusammensetzung der Band und die rasante Schnelligkeit. Später erfuhr ich durch Internet-Recherche: „Typisch sind die Twin-Gitarren-Harmonien. Diese zweistimmigen Harmonielinien… verleihen den Songs einen hymnischen, fast orchestralen Charakter. Galoppierendes Bass Spiel…und…die kraftvolle, opernhafte Stimme des Sängers. Dazu die Verbindung der Musik mit epischen Themen, literarischen, historischen und mythologischen Stoffen, ist ein Spiegel kollektiver Erfahrung: Von der Angst vor dem Unbekannten über die Grausamkeit des Krieges bis hin zur Mahnung, das Leben bewußt zu leben. Diese Verbindung macht den Reiz dieser Musik aus.“ (Copilot)

 Ein unerwartetes Musikerlebnis

Für mich besonders erstaunlich war, dass es gegen Ende des Konzerts etwas sanfter, langsamer, melodischer, fast schon poetisch wurde, und es gefiel mir sehr gut. Erst später erfuhr ich, dass diese Band die Nummer eins im Heavy Metal ist. Der Gründer und Bandleader Steve Harris hat für Heavy Metal wohl den gleichen Stellenwert, wie für mich, als Jazzfan, Louis Armstrong im Jazz. 

Jörg und ich fanden uns wieder, und er guckte mich fragend an. Als ich sagte, war toll, strahlte er. Und was ich auch wusste war, dass es gut war, nicht die ganze Zeit an seiner Seite geblieben zu sein, denn ich ahnte, was er dann auch bejahte, dass meine Anwesenheit in dieser Situation ihn etwas gedämpft hätte.

 Diese Heavy Metal Fan-Gruppen sind anders, als man vermuten könnte: Freundlich, friedlich, und zugewandt.

Nach dem Abend voller ununterbrochener heftiger Bewegung mit lauter Musik  verblüffte mich dann – nach der Erfahrung von Rockkonzerten  oder Fußballspielen- das ruhige, geordnete  Verlassen der Waldbühne.

Als wir zu Hause waren und bei einem Glas Bier alles Revue passieren ließen, wusste ich, dass ich einen einmaligen Abend erlebt hatte – Once in a Lifetime – und ich bin dankbar dafür.

Veröffentlicht von

Dr.Mielke Burkhard

Autor: Dr. Burkhard Mielke Berlin ist meine Stadt – Geburtsort und seit Jahren wieder die Stadt, in der ich lebe. Geprägt hat mich am meisten mein Studium der Romanistik und des Sports an der Sporthochschule und Universität zu Köln. Begeistert hat mich jedoch meine Promotion zum Dr. phil. Diese ermöglichte mit dem Thema „Tourismus oder Völkerverständigung? Die internationalen Begegnungen der Schulen“ , eine Verbindung herzustellen zwischen der Faszination des Reisens und der Begegnung von Jugendlichen, Kulturen und Lebensorten. Als junger Lehrer waren es Schüler-Austauschfahrten mit Tunesien, als Schulleiter die Schulpartnerschaften mit Upstate New York, Beijing und Shanghai, als Präsident der Europäischen Schulleitungsvereinigung (ESHA) und Board Member der Internationalen Schulleitungsorganisation (ICP) viele internationale Tagungen zur Bildung der Jugend an unterschiedlichsten Orten der Welt. Immer war es mein Bestreben, andere mitzunehmen in diese Faszination des einen Augenblick lang Fremden, des Austausches und der neuen Erfahrungen, die uns auf immer andere Weise sagen: Ja, dies ist unsere Welt.

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